Heute um 20:15 Uhr zeigt die ARD nochmals meinen Film „ICH GEHÖRE IHM“, den ich 2016 für den WDR inszeniert habe.
„Die 15-jährige Caro verliebt sich in den charmanten 19-jährigen Cem. Was zunächst wie Caros großes Glück wirkt, entpuppt sich schon bald als Albtraum. Denn nachdem Cem ihr die große Liebe vorgaukelt, drängt er sie in die Prostitution.“
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Pressestimmen
Diese weitgehend aus der Opfer-Perspektive karg erzählte Tragödie ist trotz (oder vielleicht gerade wegen) des Verzichts auf jeglichen Voyeurismus oder Lolita-Touch mitunter schwer auszuhalten. Buch & Bildsprache arbeiten kongenial zusammen.
Tittelbach.tv, 29.07.2017
Wie perfide die Zuhälter vorgehen und welch schlimme Folgen dies für die Teenager hat, erzählt der von Thomas Durchschlag inszenierte Fernsehfilm konsequent und mit einer enormen, bisweilen schwer erträglichen Wucht.
Der Tagesspiegel, 30.08.2017
Filmemacher Thomas Durchschlag findet eine Bildsprache, die beklemmender nicht sein könnte: Wie er Caro in Dessous steckt, die das junge Mädchen zu einer grotesken Erscheinung werden lassen. Wie er sie den Freiern zuführt und dabei von den Männern nur Ausschnitte zeigt: grantige Gesichter, schwabbelige Bäuche, Schweiß auf Glatzen. Abstoßende Bilder, die nur eins erzeugen: Mitgefühl.
(…) Durchschlag zeigt das ganz alltägliche Bemühen von Müttern und Vätern, die schon ahnen, dass etwas falsch läuft, aber einfach hoffen wollen, dass schon alles in Ordnung ist. Fast absurd die Szene, als die Eltern ihre Tochter zufällig mit Cem treffen. Sie wollen ihn sympathisch finden, das Positive sehen. Dabei ist ihr Kind gerade auf dem Weg zu einem Kunden.
Berliner Morgenpost, 30.08.2017
Durchschlag („Holger sacht nix“) erzählt die Geschichte ohne jede Beschönigung (…) Als Caro den ersten Termin mit einem Freier hat, wirkt sie wie ein in die Enge getriebenes ängstliches Tier. Dazu passt die Art, wie Durchschlag die Beischlafszenen filmen ließ: Er reduziert die Männer auf Merkmale wie Wampe oder Glatze. Die Bilder sind nicht erotisch, sondern abstoßend, und wecken daher keine Lust, sondern Mitgefühl. (…)Respekt gebührt auch dem Entschluss der Verantwortlichen, dem Tonfall der Geschichte bis zum bitteren Schluss treu zu bleiben. „Wut“ und „Zivilcourage“ endeten bereits auf eine Weise, die nur Verlierer hinterließ; schon das war mutig. „Ich gehöre ihm“ geht jedoch noch einen Schritt weiter und ist bis zum letzten Bild bedrückend hoffnungslos.
Frankfurter Rundschau, 29.08.2017
Es gibt Einladungen, denen möchte man im Nachhinein lieber doch nicht gefolgt sein. Der, in diesen Film einzutreten, zum Beispiel. „Ich gehöre ihm“ heißt er. Und wenn er anfängt, sieht man ein hübsches Haus, wie es viele überall in Deutschland gibt, schwingen Türen auf. Wie im Märchen sieht das aus. Was nicht ganz falsch ist, denn „Ich gehöre ihm“ ist ein Märchen, ein garstiges, ein böses, ein leider ausgesprochen realistisches, authentisches. Es handelt von einem unscheinbaren Mädchen und einem schönen bösen Wolf. Es endet mit dem Satz: Und wenn sie nicht gestorben ist, schafft sie immer noch für ihn an. Aber wir greifen vor.
Der Einladung in den von Andrea Gilges geschriebenen und Thomas Durchschlag inszenierten Film nicht zu folgen (und der zur anschließenden Dokumentation) wäre deswegen sträflich, weil „Ich gehöre ihm“ einer der relativ seltenen Fälle ist, wo ein Phänomen, auf das prinzipiell die ganze Gesellschaft mit einer fatalen Mischung aus Abscheu und Hilflosigkeit schaut, unspektakulär, ohne jede Sensationslust, ohne Zeigefingerei, geradezu karg und dennoch außerordentlich schmerzhaft vorgeführt wird. „Ich gehöre ihm“ zeigt den Maschinenraum einer fatalen Beziehung, eines gnadenlosen und zunehmend um sich greifenden Geschäftsmodells gewissermaßen, mit dem pubertierende Mädchen von Zuhältern abhängig, gefügig gemacht und in die Prostitution gezwungen werden.
Die Welt – 30.08.2017